Reisebericht Karibik vom 02.04.23 – 16.04.23

 
Tauchsegeltrip in der Karibik im südlichen Teil Inseln über dem Wind (Windward Islands) – oder karibisches Inselhopping.
Lagoon 42

Nach 15 Jahren war mal wieder ein Ausflug in die „echte Karibik“ fällig. Seinerzeit segelten wir von Martinique nach Grenada. Dazwischen machten wir zwar noch einen Ausflug auf die Bahamas – aber diese zählen nicht klassischer Weise zur Karibik.

Dieses Mal ging es vom Süden nach Norden – Start war in Grenada – warum? Zum einen gibt es hier eine Segelbasis und zum anderen einen Direktflug mit der Condor von Deutschland. Ein nicht unwichtiger Grund. Denn nach Martinique kommt man nur über Paris und da muss man dann in Paris den Flughafen wechseln, was mind. 4h kostet. Martinique gilt hier als Inlandsflug und Deutschland ist natürlich ein Auslandsflug.

Boris und Shanta reisten schon 2 Wochen vorher an und machten eine Rundreise auf Grenada. Das hatte gewisse Vorteile – so konnten sie schon die besten Restaurants ausfindig machen und natürlich auch entsprechende Supermärkte. Zudem stand ein Mietwagen bereit mit dem die nachgereisten 6 Teilnehmer – Judith und Rainer – Doc Rainer – Adde, Heike und Skipper Siggi – vom Flughafen abgeholt werden konnten (in 2 Schüben) und zum anderen natürlich auch zum Einkauf. Vieles hatten Boris und Shanta schon vorab besorgt und in ihrem Appartement im Kühlschrank gelagert. Die Tour startete diesmal sonntags – sehr ungewöhnlich – normalerweise starten die Touren am Samstag – allerdings fliegt die Condor immer sonntags und die Segelbasis war darauf eingestellt. Boris gelang es auch Tauchflaschen zu organisieren. Dies war Siggi verwehrt geblieben – zum ersten Mal in 18 Jahren. Eine Tauchbasis hatte ihre Zusage gegeben – allerdings 2 Wochen vor Start wieder zurückgezogen. Immerhin war auch dieses Problem gelöst. Und natürlich besorgten Boris und Shanta auch Wifi Karten – immerhin 90 GB und diese wurden auch in 2 Wochen von 8 Personen verbraucht. Der Flughafen ist sehr nah am Hafen – vielleicht 5-10min Fahrt und so konnten wir am Nachmittag direkt noch das Boot übernehmen. Eine Lagoon 42 – namens „ Benetnasch II“ – Baujahr 2017. Mit Generator (ohne Solarzellen – sehr merkwürdig), elektrischen Toiletten, 3 Kühlschränken inkl. Eisfächer und Watermaker – dieses Mal ein besonderes Modell, das weder auf 12 Volt noch 220 Volt lief, sondern direkt über die Motorwelle und erstaunliche 200l/h produzierte. Aus meiner Sicht eine sehr gute Lösung.

Bootsübernahme

Das Boot würde übernommen die Kabinen bezogen und dann war es auch schon sehr spät. Trotzdem ging ein Teil der Crew noch Essen – was nicht leicht war, denn ab 20 Uhr haben viele Restaurants schon geschlossen. Nach weiteren Einkäufen am Montagmorgen und eine Sicherheitseinweisung der Crew ging es dann gegen Mittag endlich los. Es galt das Boot auszuprobieren und etwaige Schwachstellen oder Fehler zu finden, solange man noch in der Nähe der Basis ist. Erste Bucht für die erste Übernachtung war Halifax auf Grenada – nur ca. 7 Seemeilen (SM) entfernt. Alles schien zu funktionieren. In der Bucht lagen einige Wracks von großen Ausmaßen und wir erkundeten diese per Dinghi. Auf dem Weg dahin schnorchelten wir noch bei den Underwater Sculptures – ein Kunstobjekt unter Wasser, bestehend aus diversen Menschen aus Beton, die der Natur überlassen wurden und so langsam Korallen und Schwämme ansetzen. Sehr interessant.

Unterwasser Kunstpark Grenada.

Am nächsten Tag stand ein größerer Schlag an und diesmal auch komplett unter Segel – 27 Seemeilen nach Ronde Island zwischen Grenada und Carriacou gelegen. Eine unbewohnte Insel ohne Internetempfang. Wunderbar. Dort kamen 2 Amerikaner im Dinghi vorbei und brachten uns frisch gefangenen Thunfisch. Sie hatten etwas übrig – wir kamen ins Gespräch und diverse Biere wechselten den Besitzer. Wir vereinbarten, dass die beiden am Abend mit Ihren Frauen zum Grillen vorbeikommensollten. Und das machten sie auch. Jamie – der Besitzer des Cats ist 63 Jahre und seit 10 Jahren in Rente und so lange segelt er immer zwischen der Karibik und Europa hin und her. Dieses Jahr möchte er durch den Panama Kanal in den Pazifik. Spannend. Auf meine Frage, wieviel er zum Leben und für Reparaturen benötigt meinte er 40.000 USD p.a.. Nicht wenig, aber realistisch. Ich denke ich muss noch etwas sparen.

Jamie und Cru zu Gast bei uns.

Am Mittwoch ging es dann nach Carriacou in die Tyrell Bay, wo wir auch ausklariert haben. Eine Weiterfahrt nach Petite Martinique hatten wir Aufgrund von 6m Wellcn abgebrochen und für die Rückreise aufgehoben. Verschiedene Inseln gehören zu Grenada und deren Hoheitsbereich – wenn man dieses verlässt, dann muss man ausklarieren (ähnlich wie wenn man bei uns die Bundesrepublik verläßt ins nichteuropäische Ausland). Allerdings ist dies hier maximalst umständlich. Neben 140 ECD – ca. 50 EUR kostet es eine Menge Zeit. Obwohl wir die Ausreise im Internet mittels Sailclear.com bereits vorbereitet hatten (alle Crewteilnehmer inkl. Ausweisdaten wurden hier angelegt und auch die Bootsdaten), so muss man dann noch beim Zoll sehr lange warten. Eine Person prüft die Unterlagen und wenn man diese Prozedur erledigt hat, dann wartet noch ein Zöllner, der die Reisepässe prüft und mit tempeln versieht. Dauer insgesamt 1.5h. Zum Glück war direkt neben dem Zoll eine Bar/Restaurant und man konnte sich etwas die Zeit vertreiben…

Nun dies war ja nur die Ausreise – am nächsten Tag stand dann noch die Einreise in Union Island auf dem Programm – das Ganze dann dort auch nochmal…. In Union Island – Clifton – machten wir an einer Boje fest für 60 ECD – ca. 20 EUR. Die Bootsjungs sind hier sehr hilfreich. In Union Island hat man uns zunächst zum lokalen Flughafen zum Einklarieren geschickt – eine Fehlinformation. Der Beamte dort schickte uns direkt wieder in den Hafen und glücklicherweise mussten wir nicht so lange warten. Die Einklarierung kostete hier 406 ECD ca. 130 EUR. Auch hier waren 2 Beamte tätig und entließen den Skipper, ohne eine nicht ganz unwichtige Information mitzuteilen, dass es noch ein 2 Zimmer mit einem 3 Beamten gibt.

Boris als Barkeeper

Dies stellte sich dann aber erst auf der Rückfahrt heraus – da kam dann der 3. Beamte ins Spiel und frage nach einem weiteren Formular, welches wir natürlich nicht hatten. Damit sind wir dann quasi nicht eingereist und mussten dann auch nicht ausreisen.

Ein hoch auf die EU – wer auf die Bürokratie der EU schimpft, sollte sich mal DDR 2.0 in der Karibik antun – die Person dürfte alsbald geheilt sein…

Auf Union Island fand zu dieser Zeit das Easterval statt – eine Mischung aus Ostern und Karneval und das sollte das Highlight in der Karibik sein. 1000nde Leute sollten daran teilnehmen. Wir waren gespannt. Abends um 20 Uhr sollte das Ganze starten und man beschrieb uns den Ort. Wir gingen abends los und waren schon etwas verwundert, dass so niemand auf der Straße war. In dem Ort verwies man uns auf ein Stadion und der Startzeitpunkt war 21 Uhr mit Party von 0.00 Uhr. Wir hatten erstmal genug und liefen zurück. Ein Teil wollte sich das dann doch noch antun und 60 ECD – ca. 20 EUR investieren.

Man wurde dann doch etwas enttäuscht. Keine große Party und anstelle von 1000nden Leuten – vielleicht in Summe 80-100 Personen. Nun ja, man muss sich alles mal ansehen.

Am nächsten Tag war es erstaunlich windig – wir segelten immer im 2. Reff und das bei ca. 25-30kn Wind. Mayreau ließen wir liegen, da die Buchten dort nicht so gut geschützt waren und machten Station auf Canouan in der Charlestown Bay. Diese Bucht war super geschützt und wir hatten in der Bucht ca. 5kn Wind. Auch hier machten wir wieder für 60 ECD an einer Boje fest.

In der Bucht ist uns dann beim Baden eine Stufe der Badeleiter gerissen – nicht so schlimm – aber natürlich auch nicht optimal – aber wir haben dies bis zur Abgabe weiter genutzt.Von Canouan ging es dann nach Mystique – die Millionärs/Milliardärs Insel, wo sowohl Mick Jagger als auch Jon Bonjovi und Bryan Adams ein Häuschen besitzen.  Dabei gelang uns etwas, was gemäß Segelliteratur unmöglich ist – auf einem Rumpf von Canouan nach Mystique zu segeln. Wir hatten Glück – der Wind drehte mit und so mussten wir nicht eine Wende segeln – sehr ungewöhnlich 🙂

Das Mystique eine teure Insel ist merkte man dann direkt auch an den Bojenpreisen – die üblichen 60 ECD galten hier natürlich nicht mehr, sondern es waren direkt 220 ECD fällig.

Ziel auf Mystique war natürlich Basils Bar – die berühmteste bar der Karibik und eine der berühmtesten des Planeten – alle Segler machen hier einen Stopp. Und so reservierten wir hier natürlich einen Tisch und tranken diverse Sundowner…  

Basils Bar – Mystique
Die Cru vor Basils Bar – Mystique

Nach dem Essen zogen wir noch über die Insel und blieben noch in einer weiteren Bar hängen, in der ein DJ auflegte. Nun die meisten Tänzer stellte unsere Bootscrew… erstaunlich. Was ist nur los mit den Kariben?

Bootscrew tantz

Von Mystique ging es dann zum nördlichsten Punkt der Tour nach St. Vincent und die Bucht Petit Byahaut – diese Bucht – gemacht für max. 2 Segelboote war vor 15 Jahren der beste Tauchspot und wir wollten prüfen, ob dies immer noch der Fall ist. Es gab tatsächlich eine Menge zu sehen: Schwämme, Fischschwärme, Lobster und Rotfeuerfische. Leider fehlten etwas die Großfische – keine Haie – aber immerhin Rochen. Abends lagen wir allein in der Bucht und wir machten Party erst im Cockpit un dann auf dem Vordeck. Eine Boombox machts möglich und natürlich lokaler Rum. Bei Paradise City sprang Adde angezogen ins Wasser und als Purple Rain lief, fing es doch tatsächlich leicht an zu regnen und hörte nach dem Lied wieder auf. Was für ein Abend. Was für eine Stimmung. Nicht mehr zu toppen… oder doch? Von St. Vincent ging es dann auf die nächste Insel – Bequia – Zunächst in die Admiralty Bay. Diese ist ziemlich stark frequentiert und so wanderten Heike und Siggi auf die andere Seite der Insel, um zu sehen, ob die Friendship Bay genüg Schutz bietet. Für das Liegen in der Admiralty Bay haben wir tatsächlich 70 ECD bezahlt, obwohl wir ja nicht vor Hatten über Nacht zu bleiben. In der Friendship Bay war eine große Party im Gange – wie sich nachher herausstellen sollte – eine Segelregatta. Die Bucht machte einen friedlichen Eindruck – man könnte auch sagen freundschaftlich und so segelten ein Teil um die Insel und der Rest ging zu Fuss in die Bucht. Auf dem Weg um die Insel segelten wir in das Regattafeld hinein und hatten einen super Blick auf das Wettkampfgeschehen. Als wir dann unser Boot endlich vor Anker hatten gingen wir an Land und feierten mit. Von Bequia ging es dann endlich zu einem der vielen Highlight – aber vielleicht auch dem Highlight – den Tobago Cays – ein Korallenriff, das zwischen den karibischen Inseln und Afrika liegt und dazwischen einfach nichts. Einfach wunderschön. Hier angelten wir uns wieder eine Boje im Naturschutzgebiet für 180 ECD und machten auch direkt einen Tauchgang am Außenriff. Direkt unter dem Boot lagen diverse Schildkröten – und dass, obwohl das Riff stark besucht ist.

 Tobago Cays

Es kamen noch verschiedene Boote vorbei, die etwas zu Essen verkaufen wollten oder T-shirts oder was auch immer. Spannend. Für das Abendessen vereinbarten wir ein Beach-BBQ – hier gab es u.a. Lobster und für die Nicht-Fisch-Esser – Spare-Ribs. ½ Lobster 130 ECD alles andere 100 ECD bei Big-Mama. Und Mama war big….

Big-Mama

Von den Tobago Cays ging es dann am nächsten Tag in eine weitere Highlight Buch: Die Saltwhistlte Bay auf Mayreau. Auf dem Hinweg hatten wir diesen Spot wegen Starkwind ausgelassen und jetzt war es optimal und wie vor 15 Jahren lag unser Anker fast auf dem Strand – mit max. noch 30-50cm Wasser unter dem Keel. Gigantisch. Funktioniert nur in der Karibik – wo der Wind einfach immer konstant aus einer Richtung bläst.

Richard und Medina Williams wiesen uns den Weg und da beide eine Bar in der Bucht betreiben gingen wir auch direkt zu Ihnen. Nebenbei lernte Shanta bei Medina auch noch Soca, die lokale Calypso Art. Man sollte die beiden besuchen – Richard wollte fürs Ankern nichts haben – sehr ungewöhnlich und er besorgte uns noch frische Eis-Creme – sehr lecker und ideal für den perfekten Sonnenuntergang

Richard und Medina Williams -Saltwhistlte Bay auf Mayreau

Am nächsten Tag wollten wir noch einen Zwischenstopp an einem Wrack machen – wir machten an einer Boje fest und gingen Schnorcheln und da kam ein Einheimischer und brüllte „You are under arrest“ – du bist verhaftet – nun so schnell geht das dann auch nicht. In einem Land wo kiffen erlaubt ist, sollte Schnorcheln nicht verboten sein. Aber beim Ausklarieren stellte sich fest, dass dieses Wrack besonders geschützt ist – warum auch immer – und so wurden nach langem verhandeln anstelle von 300 USD – 50 Eur fällig. Übernachtet haben wir dann in Petite St. Vincent gegenüber von Petite Martinique – eine sehr schöne Insel.  

Schildkröte – Tobago Cays

Hier folgten wir auch einem Trail auf die Spitze von Petite Martinique, um die wunderschöne Aussicht zu genießen. Dies war wirklich anstrengend – obwohl es nur 200 Höhenmeter waren mussten wir über Stock und Stein – und glücklicherweise waren auch einige Seile gespannt, damit man sich festhalten konnte. Siggi, Doc Rainer, Adde und Heike nahmen die Herausforderung an. Wie so oft ist der Abstieg anstrengender als der Aufstieg.

Von hier ging es wieder nach Ronde Island und hier machten wir auch einen wunderschönen Tauchgang – vielleicht den Besten auf dieser Tour: Mit vielen Rochen, Schildkröten und diversen anderen Fischen, u.a. Barakudas. Da der Wind nicht mehr so stark war, wie in der ersten Woche segelten wir auf der Ostküste (Luvseite) an Grenada vorbei in den Süden und ankerten hier in der Prickley Bay. Unglaublich wie windig es hier im Süden wieder wurde. Auf der Ostseite hatten wir ca. 15kn Wind – hier im Süden waren es bis zu 30kn Wind. Erstaunlich. Von der Prickley Bay ging es dann wieder zurück nach St. George. Hier konnten wir das Boot noch bis Sonntagmittag behalten, da es keine direkte Anschlussvermietung gab. Super – das war entspannt. Wir tankten das Boot – ca. 70 Galonen – 280 Liter Diesel für 600 ECD. Insgesamt sind wir 190 Seemeilen gesegelt und 60 Seemeilen unter Motor gefahren – macht in Summe für die 2 Wochen 250 Seemeilen. Die Lagoon 42 hatten wir ja schon sehr oft. Was positiv auffiel waren die elektrischen Toiletten und der Watermaker, der tadellos funktionierte. Solarzellen wären noch wünschenswert. Die Eisfächer funktionierten super. In Problem der L42 ist das kleine Vorsegel – Selbstwendefog – dieses sollte einfach etwas größer sein. Ansonsten ein sehr gutes Charterboot. Am Sonntag ging es dann für alle außer Rainer und Judith zurück nach Deutschland. Judith und Rainer hingen noch eine Woche in Grenada im Hotel dran. Alle anderen nahmen den Bus mit Mr. Green zum Flughafen. Nach einem Zwischenstopp in Tobago kamen wir ziemlich pünktlich in Frankfurt an – gegen 10 Uhr morgens am Montag und Siggi saß dann direkt um 11 Uhr wieder am Schreibtisch…

Ein toller Trip – der fast so schön war wie die Seychellen – aber landschaftlich sind die Seychellen dann doch noch eine andere Hausnummer.

Blick vom Gipfel von Petite Martinique auf Petite St. Vincent
Petite Martinique
MEILENTotal
Motor80
Segel170
Total250