Tauchsegeltrip Sardinien – Korsika – 01.10.-15.10.2011

ein Paradies über wie unter Wasser….
Unser Boot – eine Lagoon 440 namens Hot Wind

Auch in diesem Jahr haben die Segeltaucher die Tauch- und Segelsaison mit einem kombinierten Segel- und Tauchtörn beendet. In diesem Jahr ging es ausgehend von Portisco im Nordosten Sardiniens durch das wunderschöne Maddalena Archipel, durch die Lavezzis vor Korsika und natürlich auch nach Bonifacio – die Stadt auf der Festung. Dazu gab es noch einen Abstecher nach Assinara – einer ehemaligen Gefängnisinsel im Nordwesten  Sardiniens. In der ersten Woche waren Evelyn, Siggi, Adde, Jörg, Jürgen, Ludolf und Sascha an Board. Während Jörg und Ludolf per Flieger anreisten machten sich die anderen Fünf per Auto – Evelyn hatte dankenswerter Weise ihren Bus zur Verfügung gestellt – bereits am 30.9. um 5 Uhr Morgens auf den Weg nach Genua, wo die Fähre von Tirrenia um 18 Uhr ablegte, um nach Olbia zu fahren. Die Fahrt verlief unspektakulär und so waren wir nach bereits 8 Stunden in Genua und hatten noch genügend Zeit die Stadt zu erkunden. 

Morgens um 8 Uhr in Oblia angekommen machten wir uns mit einem kleinen Zwischenstopp in einem Supermarkt direkt zur Charterbasis auf. – Sagen wir fast direkt – denn Jürgen stellte in der Zwischenzeit fest, dass er seine Jacke samt Handy und Brille auf der Fähre gelassen hatte… Gegen 12 Uhr waren wir an der Charterbasis und konnten auch mehr oder weniger sofort unsere Lagoon 440 übernehmen. Die Lagoon 440 war der erste Katamaran, der Konstruktionsbedingt eine Flybridge mit Steuerstand hatte. Da ich in der Vergangenheit schon viele Katamarane angesehen hatte und sehr viele bereits gesegelt bin, aber noch einen mit Flybridge, sollte sich nun zeigen, ob dieses Konzept, das in der Zwischenzeit von verschiedenen Herstellern kopiert wurde tatsächlich funktionabel ist. Der Vorteil einer Flybridge besteht in der besseren Übersicht beim segeln, allerdings sitzt der Skipper etwas abseits und die Sicht nach Hinten beim Rückwärts einparken ist etwas versperrt, so dass man hier auf seine Crew angewiesen ist. Dazu kommt, dass wegen der Flybridge der Baum sehr hoch ist und deswegen der Schwerpunkt nach oben wandert – was sich in der Praxis aber selbst bei 7-8 Windstärken nicht als negativ erwies. 

Flugzeugwrack

Aber nun stechen wir in See… Nachdem das Gepäck der Reisenden, die 7 Tauchflaschen, 50 KG Blei, ein Kompressor mit Elektro und Benzinantrieb und die Tauchausrüstung samt Verpflegung (inkl. Einer Kiste Mönchhofbier und einer Kiste Franziskaner Hefeweizen) verstaut waren, und die obligatorische Sicherheitseinweisung stattgefunden hat, ging es gegen 16 Uhr los. Und gleich ging es ins Maddalena Archipel nach Caprera – 15 Seemeilen – und während der Fahrt direkt Begleitung durch Delfine. Das Wetter war sehr warm und nahezu windlos, weswegen an Segeln nicht zu denken war – aber dafür ans Tauchen – und so ging es am Sonntag direkt auf die Ostküste von Caprera nach Cala Coticcio, welches ein ausgewiesener Tauchplatz im Naturschutzpark des Maddalena Archipel ist. Und der Tauchplatz hat sich als sehr schön herausgestellt – Canyons und Schluchten – dazu Muränen – für den Anfang schon ganz schön. 

Muräne

Übernachtet wurde in einer schönen von 3 Inseln eingerahmten Bucht – namens Budelli – an einer Boje. D.h. dass hier die Gebühren für die Benutzung des Naturschutzgebietes sehr sinnvoll investiert wurden, nämlich in Bojen, damit die Yachten nicht Ankern und damit den Meeresboden zerstören. Sehr vorbildlich.

Am nächsten Tag ging es auf den Weg nach Assinara, einer ehemaligen Gefängnisinsel, welche ebenfalls ein Naturschutzgebiet ist und welche deshalb Top-Tauchplätze erwarten liess. Ein Zwischenstopp fand in Castelsardo statt, eine sehr hübsche neue Marina, die unterhalb der alten Stadt mit Castel liegt, mit sehr gepflegten Duschen und Toiletten und das zu einem Preis von nur 27 EUR – sehr schön und die günstigeste Hafenübernachtung. Doch vor der Ankunft hatten wir noch einen Tauchgang an der Isola Rossa gemacht – Ein Top-Tauchplatz mit Scorpionsfischen, Drachenkopf und einer schönen UW-Landschaft – und…. Sascha fand eine noch funktionierende Angel, welche Ludolf direkt mit einem Haken ausstattete und während der Fahrt immer hängen ließ – jedoch für die Fischesser leider erfolglos….

Am nächsten Tag ging es dann endlich nach Assinara, wobei in einer schönen Bucht übernachtet wurde. Ein Tauchgang in Punto dello Scorno war zwar sehr schön aber nicht spektakulär und so wagten wir an diesem Tag die Überfahrt nach Korsika, um dort das Wrack der Vickers Wiking zu finden. Endlich kam auch etwas Wind auf, und so konnte ein Großteil der Wegstrecke von 38 Seemeilen unter Segel zurückgelegt werden. Im Golf de Mortoli holte Siggi die Koordinaten des Wracks hervor, welches bereits auf der Tour 2006 betaucht wurde und das Wrack konnte tatsächlich auf Anhieb gefunden werden. Mit einer Boje markiert, apnoe Tauchend,  war dies dann direkt für die komplette Crew am nächsten Tag zum Tauchen freigegeben. Das Flugzeug ist noch zu einem Großteil erhalten und man kann sehr schön durchtauchen. Zudem sind die Propeller und das Fahrwerk noch vorhanden und das auf anfängerfreundlichen 10-12m. 

Die Crew

Übernachtet wurde in der Baie de Figari. Am Samstag sollte dann der Crewwechsel in Bonifacio stattfinden, weswegen bereits am Freitag nach Bonifacio gesegelt wurde.  Bei 30-40kn Wind war an Tauchen nicht zu denken – unser Boot , die Hot Wind, war denn auch das einzige Boot in der Strasse von Bonifacio – 3-5m hohe Wellen, machten die Steuerung schwierig, aber nicht unmöglich – und wie es sich für einen Cat gehört – selbst bei Windstärke 7-8 bleibt der Kaffee aufrecht stehen. 

Probleme gab es dann im Hafen von Bonifacio – durch den Düseneffekt herrschten hier teilweise 40-45 Kn Wind – dies führten dazu, dass das Boot im Hafen 6kn zurücklegte – ohne Antrieb !!! die beiden 55 PS Maschinen schafften es gerade das Boot auf der Stelle zu halten – doch letztendlich schaffte es Siggi das Boot in den Windschatten einer Riesenyacht zu bringen und neben einer Lagoon 400 anzulegen. Sofort kam ein Kontakt zum Skipper der 400 zustande und siehe – er war Besitzer einer Lagoon 500, der mit seiner Familie, einer Frau und 3 Kindern, für 3 Jahre um die Welt segeln möchte. Franzosen sind hier etwas unkomplizierter – während unsereins darüber nachdenkt, wie man so etwas machen könnte und was passiert, wenn ein Kind mal Schnupfen hat, machen die Franzosen einfach was sich vornehmen – sehr vorbildlich und davon könnten wir uns das eine oder andere Abschauen. 

Boot vor Anker.

Am Samstag fand dann der Crewwechsel statt: Evelyn, Sascha, Jörg und Andreas verließen uns und Martin, Barbara und Herbert kamen an Board. Nach erfolgter Sicherheitseinweisung ging es los, nicht ohne zuvor die Wetterverhältnisse zu überprüfen. Aber der Sturm hatte sich gelegt und mit optimalen Segelbedingungen ging es nach Cavallo auf den Lavezzi Inseln. In dem Hafen lagen mit uns noch 2 Boote – einen Hafenmeister gab es nicht mehr – dafür aber kostenlosen Strom und Wasser. Da der Benzinmotor des Kompressors einen Splind verloren hatte und die Scheibe des Keilriemens durchdrehte konnte jetzt nur noch mit dem separatem Elektro-Motor gefüllt werden, weshalb zwingend externe Steckdosen erforderlich sind, da der Boardstrom für den 2,2 KW Motor zu schwach ist. 

rote Korallen

So fand denn auch direkt am Sonntag ein Tauchgang auf den Lavezzis statt in Cala Lazarina. Leider war es hier etwas flach mit max 10m und die Dünung sehr stark, aber es gab einen unglaublichen Unterwasser Reichtum – ein Dank an die Naturschutzbehörde, die auch diese Inseln als Naturschutzpark ausgewiesen hat. 

Dann ging es wieder zurück nach Budelli in unsere Traumbucht im Maddalena Archipel. Im zweiten exklusiv ausgewiesenen Tauchgebiet, betauchten wir den Secca di Washington einen Fels im Freiwasser, der bis knapp unter die Oberfläche reichte. An Ankern war hier nicht zu denken, zum einen wegen dem Naturschutzgebiet, zum anderen wegen der Tiefe und so tauchten wir in 2 Schichten und Ludolf übernahm das Ruder, während Siggi und Martin im Wasser waren. 

Dieser Tauchplatz war auch nicht zuletzt wegen seiner Strömung einer der Besten Tauchplätze im Mittelmeer mit Unmengen an Fischen und schönen Felsformationen – ein weiteres Highlight. 

Porzellanschnecke

Weiter ging es nach Cala Magiavolpe auf der Insel Maddalena, ein kleiner Hafen mit der Möglichkeit die Tauchflaschen zu laden. Dieser Hafen erscheint für einen Crewwechsel besser, da die Fähren hier alle 15 min. anlegen und die Überfahrt auch nicht so lange dauert wie von Bonifacio. Darüber hinaus wäre hier auch die Taxifahrt etwas günstiger. 

In der Cala Caticcio wurde noch ein kurzer Stopp zum Schnorcheln und Schwimmen eingelegt, bevor wir noch etwas mutiger wurden und den nächsten Tauchgang am Secca die Monaci durchführten – einem Seezeichen mitten im Freiwasser – wieder mit einem aufsteigenden Berg – Wahnsinn – dies ist nur bei absolut ruhiger See machbar. Die Canyons unterhalb des Seezeichens waren atemberaubend…. 

Um die Flaschen zu füllen segelten wir wieder nach Cavallo, wo es den kostenlosen Strom gab – leider hatte jemand in der Zwischenzeit den Hauptschalter ausgeschaltet – kein Strom mehr und so konnten auch keine Flaschen mehr gefüllt werden. So blieb nichts anderes übrig als aus der Not eine Tugend zu machen und so liessen wir aus den Restflaschen die Luft überströmen, um noch einen Tauchgang hinzubekommen. Es stand ein Tauchgang am Wrack von Pomonte an, oder besser bekannt als das Wrack der Besoffenen. Dieses Wrack fuhr auf einen Felsen auf und steht senkrecht auf 10-12m Wassertiefe. Wir ankerten direkt neben dem Wrack und konnten vom Cat direkt auf das Wrack springen. Wahnsinn. Das Wrack ist sehr fotogen – speziell wenn das Licht und die Sonne wie in unserem Fall ideal über dem Wrack standen. 

roter Seestern

Zum Flaschenfüllen fuhren wir kurz in den Hafen von Porto Vecchio bevor wir uns aufmachten um in der Bucht Santa Giuglia zu übernachten. Von hier starteten wir zu unserem letzten Tauchgang am Kardinalzeichen Süd des Haut fond du Toro – der absolute Hammertauchplatz im Mittelmeer – neben einer atemberaubenden Unterwasserlandschaft gab es hier so viele Fische, wie wir sie noch nie im Mittelmeer gesehen haben: Zackenbarsche – nicht einer – Dutzende – dazu Barrakuda Schwärme – Gelbstreifenbarsche etc. Der absolute Wahnsinn. Ein würdiger Abschlusstauchgang, der mit Sicherheit in der Zukunft noch mal zu betauchen sein wird. 

Im Anschluß wurde nach Cala die Volpe gesegelt – zunächst unter Motor – aber der Wind frischte stark auf – so dass am Ende bei 25-30kn Wind gesegelt werden konnte. 

Da für Freitag ab 15 Uhr eine Sturmwarnung existierte steuerte der Skipper Siggi das Boot in unmittelbare Nähe des Hafens, damit bei 30-40 Kn Wind möglichst vorher das Boot in Portisco noch betrankt und dann in der Basis abgegeben werden konnte. Bei den vorhergesagten Wetterbedingungen wäre ein Tauchgang sowieso nicht mehr möglich gewesen. 

Unser Boot bei Nacht

Am Samstag trennten sich dann wieder die Wege der Reisenden: Während Ludolf nach Frankfurt fliegt und Martin noch ein paar Tage in Sardinien dranhängt. Sind Siggi, Jürgen, Barabara, Herbert und Evelyn dann wieder per Bus und Fähre nach Genua aufgebrochen um dann die 800km lange Fahrt von Genua nach Rüsselsheim in Angriff zu nehmen. 

Die Tour war ein absolutes Highlight und wird in der Form oder leicht abgeändert mit Sicherzeit in naher Zukunft wiederholt werden. Zu gut war das Wetter und zu gut waren die Tauchgänge, die tatsächlich mit Tauchgängen im Roten Meer konkurrieren konnten – bei 23°C Wassertemperatur im Oktober eine super Möglichkeit vor dem anstehenden Winter in Deutschland noch etwas Sonne zu tanken…

Damit war der Trip nun wirklich beendet. 

Wie im

Die Planungen für 2012 laufen und es dürfte schwer werden, dieses Trip zu toppen….

P.S. für Technikbegeisterte: Es wurden in 2 Wochen 390 Seemeilen zurückgelegt und dabei 180 Liter Diesel verbraucht. Die Lagoon 440 hat überzeugt. Eine harte Konkurrenz zur 421. Die Flybridge ist mit Sicherheit geschmackssache aber sie hat weder behindert noch gestört und mit dem zusätzlichen Steuerstand im Salon durch auch eine Alternative für schlechtes Wetter. Wir werden die 440er im Auge behalten – allerdings nur mit den großen Motoren….