Tauchsegeltrip Sardinien – Korsika vom 07.10.17-21.10.2017

Der Bericht könnte damit beginnen, dass es eigentlich gar keinen Bericht hätte geben können. Zumindest nicht vom Segeln & Tauchen – Warum ? Nun das könnt ihr hier nachlesen. …
Bonifacio – Oberstadt

Am 3.10. meldete sich die Charteragentur, dass sie nicht den kompletten Betrag an den Vercharterer nach Sardinien überwiesen hat – offensichtlich ist die Charteragentur pleite und hat das Geld der Kunden – nämlich u.a. unseres andersweitig ausgegeben. 4 Tage vor Beginn der Reise steht die Tour auf der Kippe. Glücklicherweise ist der 3.10. ein Feiertag und in Österreich (Land der Charteragentur) und in Italien (Land des Vercharterers) ist ein ordnungsgemäßer Arbeitstag – und so verbringt Siggi den freien Tag am Telefon und Computer, um zu sehen, was noch geht – muss der Trip wirklich abgesagt werden ? Was ist mit den Leuten, die bereits schon Urlaub in Sardinien machen und auf dem Web zum Hafen/Boot sind ? Glück im Unglück ist sozusagen, dass wir uns in der Nachsaison befinden und es immerhin noch freie Boote gibt. Nach 8 Stunden Telefonie steht zumindest fest, dass es noch einen Katamaran gleicher Größe im gleichen Hafen gibt – gegen Zahlung von weiteren 5.000 EUR. Bei der Wahl zwischen Pest und Cholera – bleibt man gleich bei der Pest : Der Vertrag wurde fixiert und 5.000 EUR wurden direkt an den Vercharterer überwiesen – und eine Lagoon 440 fest gebucht – die noch offenen 5.000 EUR werden im Nachgang bei der Charteragentur eingeklagt – ob hier noch etwas zu holen sein wird, wird die Zukunft zeigen – aber immerhin der Urlaub ist gerettet. 

Bootsübernahme

Gebucht war eigentlich eine Helia 44 von Fountaine Pajot – geworden ist es dann eine Lagoon 440 – älteren Baujahrs (2009) – allerdings mit guter Ausstattung: u.a. 2 Elektrowinschen, Generator, Klimaanlage, Elektrotoiletten, Mikrowelle, Spülmaschine etc. 

Los ging es dann am 6.10. mit dem Vereinsbus zur Fähre nach Livorno, welche direkt nach Sardinien fuhr. Ebenfalls auf der gleichen Fähre waren Dina und Familie eingebucht. Die Fahrt verlief ohne Probleme und in 11h waren wir an der Fähre – nach etwas Warterei konnten wir dann aber auch schon an Board, unsere Kabine beziehen und noch Essen gehen, bevor wir uns vom leichten Schaukeln in den Schlaf wiegen ließen.

Wer glaubt, dass mein Bus vollbeladen war, der muss mal eine Fährfahrt unternehmen – was da so durch die Gegend fährt – da ist mein Bus ein Smart dagegen: Busse mit Anhänger und Fahrrädern, Busse mit Anhänger und Fahrrädern und Motorrädern, Busse mit Anhänger, Kanu auf dem Dach und Fahrrädern, Busse mit…. Lassen wir das

Unsere Lagoon 440

Pünktlich um 7 Uhr waren wir auf Sardinien und bis zum Hafen waren es nur 15km, so dass wir gegen 8 Uhr schon an der Segelbasis waren und mit dem Chef die Übernahme klären konnten. Am frühen Nachmittag sollte es so weit sein und so trafen wir am Morgen neben Dina und Familie auch schon Michael und Ulrike und auch die ukrainische Familie traf sehr früh ein. 

Wie immer stand die Proviantierung an – und so fuhren wir zu einem großen Supermarkt nach Olbia, um hier wie immer 4 Einkaufswagen mit Getränken und Essen einzukaufen im Gesamtwert von etwas über 600 EUR. 

Gegen 14 Uhr konnte die Übernahme des Bootes fertig gemacht werden und nachdem die Kabinen bezogen waren und das gesamte Gepäck verstaut war und der Bus ordnungsgemäß geparkt war, ging es dann noch zu einem kurzen Schlag in den nächste Bucht – nach Cala di Volpe. 

Bonifacio von oben.

Wie immer war natürlich unser Grill mit dabei und so wurde er auch gleich am ersten Abend eingeweiht. An Kompressoren waren sowohl der Benzin, als auch der Elektrokompressor mit an Board. Ich kann an dieser Stelle aber bereits vorwegnehmen, dass der Benzinkompressor nicht zum Einsatz kam und ausschließlich mit dem Elektrokompressor gefüllt wurde: Der Generator war stark genug und da wir in der ersten Woche nur 3 Taucher und in der 2. Woche nur 2 Taucher waren, hat es nicht viel ausgemacht, dass der E-Kompressor nur 70L/h im Vergleich zu den 100l/h des B-Kompressors füllte. Er war in Summe einfach leiser und da wir für die Stromerzeugung den Generator sowieso laufen lassen mussten – wurden hier dann quasi 2 Fliegen mit einer Klappe geschlagen. 

In der ersten Woche hatten wir neben 7 Erwachsenen, 1 Jugendlichen und 3 Kinder im nahezu selben Alter an Board: Alex (Carchi) 6 Jahre, Siima 7 Jahre und Michael 5 Jahre. Die Kinder verstanden sich außerordentlich gut und fielen überhaupt nicht negativ auf – da sie sich größtenteils selbst beschäftigten. Und zu tun gabe es genug – neben diversen Spielen, die dabei waren  – elektronisch als auch manuell – galt es natürlich Knoten zu lernen, Dinghi zu fahren, Schwimmen zu gehen, neue Orte zu entdecken – oder einfach nur ein Eis zu Essen.

Der erste echte Segeltag war dann der Sonntag und da konnte auch wirklich gesegelt werden und das war vielleicht auch ein bisschen zu viel des Guten: Wir hatten noch das Ende eines Mistrals abbekommen – in der Praxis hieß das 7 Bft in Böen 8 Bft und das hart am Wind, denn unser eigentliches Ziel war das Maddalena Archipel und dort eine geschützte Bucht. Wir segelten und Kreuzten und die Mannschaft hatte ihren Spass – allerdings nahm der Wind zu und durch die Kreuzerei machten wir nicht wirklich viel Strecke gut – als dann auch noch die Gischt auf der Flybridge den Skipper wässerte war die Entscheidung schnell getroffen: Bis zum eigentlichen Ziel hätte es mindestens noch 2h gedauert – und so wurde in die selbe Bucht umgekehrt, in der wir am Samstag gelegen haben – Cala di Volpe – auf dem Rückweg – surfend auf der Welle ging dies schnell – teilweise mit 10,7 Knoten. In der Bucht selbst wurde dann wieder gegrillt…. 

Unsere Crew.

Am Montag ging es dann endlich nach Maddalena – auch hier zunächst in den Hafen nach Mangia Volpe um zum einen den Wasservorrat aufzufüllen und zum anderen den pittoresken Hauptort des Archipels anzusehen. Hier konnte dann auch endlich die erste italienische Eisdiele ausfindig gemacht werden, wo dann auch ausgiebig geschlemmt wurde. Nach dem die Mägen gefüllt waren ging es dann noch durch das Archipel und geankert wurde in einer schönen Bucht von Santa Maria. 

Co-Captain

Am nächsten Tag ging es dann von Santa Maria nach Korsika – auf dem Weg nach Porto Vecchio wurde der erste Tauchgang am Seezeichen Haut-Fond Du Toro gemacht. Eine Untiefe, die bis kurz unter die Wasseroberfläche reicht – aber hier sehr schöne Gesteinsformationen und auch viel Fisch bietet u.a. Zackenbarsche in allen Größen zeigten sich hier. Da der Wind dann wieder etwas zunahm entschlossen wir uns in Porto Vecchio zu übernachten und verbanden das praktische mit dem Nützlichen: Flaschen füllen mit Landstrom, Wasser auffüllen und die Stadt besichtigen – auch hier gibt es eine Stadt direkt am Hafen – und eine Oberstadt am Fels. Siggi nutzte die Gelegenheit sowohl am Abend als auch am Morgen um hier ausgedehnt Joggen zu gehen. 

Am nächsten Tag wurde das ruhige Wetter ausgenutzt um einen Tauchgang beim „Wrack der Besoffenen“, unweit von Pecorella zu unternehmen. Nach dem Tauchgang ging es dann weiter in eine schöne Bucht, die quasi Kreisrund ist und nach Osten eine Öffnung besitzt – der Golfe de Rondinara. 

Vom Golfe de Rondinara ging es bei bestem Segelwetter und nur unter Segel direkt nach Bonifacio. Hier wurde auch wieder übernachtet – und zum ersten Mal Essen gegangen – natürlich wurden auch wieder die Wasserbestände aufgefrischt und Siggi kam zu weiteren Joggingeinsätzen. 

Dann ging es wieder zurück nach Sardinien – um hier nördlich von Spargi noch einen Tauchgang zu unternehmen. Geankert wurde in einer Bucht von San Stefano – unweit von Palau – hier sollte dann am nächsten Tag der Crewwechsel erfolgen. 

Dinghi-Captain

Dieser erfolgte auch – allerdings etwas anders als gedacht – Im Hafen von Palau war leider kein Liegeplatz mehr frei und so machten wir an einer Boje außerhalb des Hafens fest. Der Wechsel sollte dann per Dinghi erfolgen – allerdings bei der Anzahl an Personen und Taschen hätte dies Stunden gedauert und so wurde zum Wechsel kurz im Hafen angelegt – Personal – Taschen und Einkäufe gewechselt und wieder zur Boje gegangen. 

Peter und Boris hatten Mietwagen dabei und nahmen die Crew der ersten Woche – unsere ukrainische Familiie und Dinas Familie nach Portisco zurück, wo ihre Autos standen – Peter und Boris gingen dann auch noch direkt einkaufen und wurden dann von Dina wieder zurück gebracht. In der Zwischenzeit fuhr Siggi nach La Maddalena zum Wasser tanken, da in Palau noch nicht mal ein Platz zum Wassertanken vorhanden war – viel Aufwand für 600 Liter Wasser. 

Da der Wechsel nicht so viel Zeit verschlang und wir am frühen Nachmittag wieder fertig waren sind wir noch ausgelaufen um einen Bucht im Süden von Caprera anzusteuern – gegen 18 Uhr kamen wir dort an und wollten in der großen Bucht ankern – doch obwohl der Anker in den Tagen zuvor immer gut hielt  und das meistens bereits beim ersten Ankerversuch – wollte sich der Anker hier einfach nicht eingraben. Dies war im Übrigen auch die Bucht, die am ersten Tag angesteuert werden sollte – im Nachhinein die richtige Entscheidung am ersten Tag umzudrehen, denn nach stundenlangem Kreuzen kann man keinen Anker gebrauchen und auch keine Bucht, wo der Anker nicht hält. 

bei der Arbeit.

In der Zwischenzeit wurde es Dunkel und der Anker wollte auch im 10. Versuch an diversen Plätzen nicht halten. Die Entscheidung war gefallen – Anker hoch und wieder zurück an die Boje vor Palau – jetzt war es total finster – aber wir sind die Strecke ja auch im Hellen gefahren und im Dunkeln sind die meisten Untiefen mit Kardinaltonnen ausgezeichnet. Gegen 20 Uhr lagen wir wieder an unserer Boje – glücklicherweise war diese noch frei. 

Das festmacher Bier wurde hier redlich verdient. 

Von Palau fuhren wir dann am nächsten Tag wieder nach Korsika – hier fanden wir eine wunderschöne Bucht direkt neben Bonifacio – die Iles des Fazziolu – die Bucht war sehr klein – aber wir waren das einzige Boot und mußten unser Boot mit Landleine sichern und sicherheitshalber auch mit 2. Anker. Mit der Verspannung wären wir auch einem starken Sturm standhaft geblieben – aber zum Glück war nur schwacher Wind angesagt und so konnte die Bucht zum Schwimmen und Dinghi-fahren ausgiebig genutzt werden. 

Am nächsten Tag ging es dann nach Bonifacio, um die Stadt auch mit der Crew der 2. Woche zu besichtigen und einige Nachkäufe zu erledigen. Zudem wurde natürlich nochmal Wasser getankt. Am Nachmittag ging es dann nochmal durch die Straße von Bonifacio zurück nach Sardinien ins Maddalena Archipel und hier in die Bucht, die von den 3 Inseln Razzoli, Santa Maria und Budelli eingerahmt wird. Hier waren verschiedene Bojen ausgelegt und auch noch eine frei, so dass das Festmachen sehr einfach war. 

Das Wrack der Besoffenen.

Weiter ging es dann am nächsten Tag nach Porto Rotondo – um vorher noch eine Besichtigung des Luxushafens von Porto Cervo zu machen – welcher aber komplett ausgestorben war. 

In einer Bucht neben Porto Rotondo ankerten wir dann, um dann noch mit dem Dinghi nach Porto Rotondo zu fahren und einige Kleinigkeiten einzukaufen. 

Am Vorletzten Tag war das Ziel die Insel Tavolara, wo ein echter König wohnt und wo wir eigentlich Essen gehen wollten. 

Der Hintergrund ist, dass ein Vorfahr vor ca. 200 Jahren den Königstitel vom König von Sardinien erhalten hatte und dieser immer weiter vererbt wurde – aktuell betreibt der König eine Gaststätte. Dort wollten wir zum Abschluss Essen gehen. 

Ohne Wind ging es los, um dann kurz vor Erreichen von Tavolara sehr stark aufzufrischen bis ca. 5-6 Bft. Da der Einzige Ankerplatz auflandig lag war an ein Essen gehen leider nicht zu denken. Und so fuhren wir weiter in die Bucht von Olbia – doch hier frischte der Wind noch immer mehr auf – jetzt in Böen mit 7-8 Bft. Ein Ankern wäre sehr unruhig geworden. Und so entschieden wir uns umzudrehen und wieder Richtung Portisco zu Segeln – diesmal mit schönem Wind von Achtern und geankert wurde vor Porto Oro.

Der letzte Tag war kein kurzer Schlenker wieder nach Porto Rotondo, um dann unser Boot am Freitag Mittag wieder in Portisco abzuliefern. 

Siggi und Familie nahmen noch am Freitag Abend die Fähre, während alle anderen dann den Flieger am Samstag Vormittag nutzten und alle spätestens am Samstag Abend wohlbehalten wieder zu Hause im regnerischen Deutschland waren – 2 Wochen keinen Tropfen Regen im Ausland und pünktlich ab Freiburg Dauerregen. 

Jetzt gilt es noch zu schauen, ob es noch etwas Geld von der Charteragentur zurückgibt. 

Sardinien und Korsika sind landschaftlich atemberaubend – die Tauchgebiete – speziell in den Naturschutzgebieten ansprechend – und die Möglichkeiten an Sight-Seeing, Sportmöglichkeiten etc nahezu unbegrenzt – egal ob man Klettern möchte, Fahrräder ausleiht etc es gibt diverse Möglichkeiten und dazu kommt die endlose Geschichte der Inseln, die quasi von allen Völkern des Mittelmeeres inkl. Afrika besetzt waren und jeder hat seine Spuren hinterlassen. 

Siggi macht die Titanic

Was bleibt: Ein wirklich schöner Urlaub mit Top-Wetter – kein einziger Regentropfen – Korsika und Sardinien sind immer eine Reise wert:  260 Seemeilen in 14 Tagen (130 vs. 130 NM 1. Woche vs. 2. Woche, etwas mehr gesegelt in der ersten Woche). 

MEILEN1. Woche2. WocheTotal
Motor6070130
Segel7060130
Total130130260
Vor- und Nachteile der Lagoon 440